

Lösungen für den Fachkräftemangel
Der aktuelle und sämtliche Branchen betreffende Fachkräftemangel könnte zur größten Wachstums- und Wohlstandsbremse in Deutschland werden
Stefan Lenz/Robert Gäpel
Fachkräftemangel? Etwa seit 1984 geistert dieses Gespenst durch die Medien. Egal ob Start-up, mittelständischer Betrieb oder internationaler Großkonzern, in der Stadt oder auf dem Land – über alle Branchen hinweg gleicht die Suche nach Fachkräften vermeintlich der Quadratur des Kreises. Das hat katastrophale Folgen für Wirtschaft, Wachstum und Wohlstand. Und weil der scheinbare Mangel an Talenten Deutschland ausbremst, fordern zahlreiche Experten und Verbände Bildungsoffensiven oder spezielle Fachkräftevisa für eine leichtere Personalakquise aus dem Ausland. Dabei stellen die Öffnung des Marktes, die Überwindung sprachlicher Barrieren und der Abbau bürokratischer Hürden nur eine Teillösung dar. Unabhängig von der großen Politik sollten Betriebe ihre eigenen Recruiting-Strategien und Einstellungspraktiken überdenken. Einen Mangel, im Sinne von Defizit oder Lücke, gibt es in Deutschland nämlich flächendeckend nicht.
Sicher sorgt der demographische Wandel dafür, dass die arbeitende Bevölkerung insgesamt schrumpft. Es gehen mehr Arbeitnehmer in Rente als welche nachrücken. So gravierend es die oft pauschalisierenden Hiobsbotschaften seit Jahren darstellen, gestaltet sich die Situation jedoch nicht. Es gibt neben vielen jungen, gut ausgebildeten Menschen auch zahlreiche Querund Wiedereinsteiger, die auf der Suche nach einem passenden Job sind. Allerdings hat sich der Arbeitsmarkt in den letzten Jahren grundlegend in Richtung „Bewerbermarkt“ verändert. Potenzielle Kandidaten rennen Firmen nicht mehr die Türen ein. Im Gegenteil: Spätestens seit dem Eintritt der sogenannten Millennials ins Erwerbsleben müssen Betriebe aktiv werden und Überzeugungsarbeit leisten. Von auf Hochglanz polierten Stellenanzeigen, in der lokalen Zeitung oder online, lassen sich diese Zielgruppen nicht mehr von einem Job begeistern.